Statement des Oberbürgermeisters zur Umstrukturierung im Krankenhaus Freital
Zu den Plänen der Helios Weißeritztal-Kliniken GmbH, die Abteilungen Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Pädiatrie im "Helios Cluster Sächsische Schweiz-Osterzgebirge" ab 1. Dezember 2024 in Pirna zu konzentrieren, äußert sich Freitals Oberbürgermeister Uwe Rumberg wie folgt:
"Die Schließung der Geburtenstation, Kinderklinik und Gynäkologie im Freitaler Krankenhaus ist ein harter Schlag ins Gesicht für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt und der Region. Die Folgen der Gesundheitspolitik schlagen immer stärker durch. Ich kann die Wut und Besorgnis der Menschen verstehen. Denn diese überraschende Entscheidung hat weitreichende Folgen, die das Leben und die Gesundheitsversorgung der Menschen hier vor Ort unmittelbar beeinträchtigen. Für viele Patienten bedeutet sie längere Wege, was gerade in Notfällen kritisch sein kann.
Die Schließung führt außerdem zu einer spürbaren Verschlechterung der medizinischen Grundversorgung vor Ort. In einer Zeit, in der der Bedarf an gesundheitlicher Versorgung und Pflege eher wächst als sinkt, wirkt sich der Wegfall dieser Stationen negativ auf die Lebensqualität unserer Stadt aus. Darüber hinaus bringt dieser Schritt auch für die Mitarbeiter große Veränderungen und Belastungen mit sich. Die persönliche Betreuung, die viele von uns an unserem Krankenhaus geschätzt haben, droht zu verschwinden.
Freital verliert mit dem Wegfall dieses Angebotes einen großen Standortvorteil und ich befürchte negative Auswirkungen auf unsere Stadtentwicklung und die der gesamten Region. Gemeinsam mit den Bürgermeistern und dem Landrat müssen wir dringend eine transparente Diskussion beim Freistaat und Bund führen sowie Lösungen einfordern, um auch in Zukunft eine umfassende und verlässliche Versorgung in der Region sicherzustellen. Ich appelliere dringend an die verantwortlichen Politiker, aber auch den Helios-Konzern, die Menschen vor Ort nicht im Regen stehen zu lassen."
Pressemitteilung Helios Weißeritztal-Kliniken GmbH vom 14. November 2024
Die Abteilungen für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Pädiatrie werden innerhalb des Helios Clusters Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ab dem 1. Dezember 2024 am Standort Pirna konzentriert. Hintergrund sind die seit Jahren stark rückläufigen Patienten- und Geburtszahlen, personelle Herausforderungen sowie veränderte Bedürfnisse werdender Eltern. Die Zusammenlegung gewährleistet eine Verbesserung der medizinischen Qualität sowie die Erfüllung von aktuellen und künftigen Mindestmengenvorgaben.
„Wir sind in unserer Abteilung in Freital seit Jahren mit stark rückläufigen Patientinnen- und Geburtenzahlen konfrontiert. So verzeichneten wir hier am Standort im Jahr 2019 noch 414 Geburten, im vergangenen Jahr waren es noch 282. Gemäß der Hochrechnung für dieses Jahr werden es nur noch rund 200 Geburten sein. Von Jahr zu Jahr sind es so bedauerlicherweise drastisch weniger Geburten“, sagt Dr. med. Fakher Ismaèel, Chefarzt der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe. Dieser Trend zeichnet sich neben dem generellen Rückgang an Geburten (vgl. Statistisches Bundesamt: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Geburten/_inhalt.html) auch vor dem Hintergrund veränderter Bedürfnisse werdender Eltern ab.
Weniger gynäkologische Patientinnen
Auch die Fallzahlen bei der Behandlung von Brustkrebs (Mammakarzinom)-Patientinnen in der Gynäkologie nehmen stetig ab. Im Jahr 2024 wurden bislang 40 Eingriffe in Freital vorgenommen. Gemäß der G-BA-Mindestmengen-Regelung sind ab dem Kalenderjahr 2025 dann 100 Eingriffe nachzuweisen. „Wir werden diese Qualitätsziele nicht erreichen und können daher diese Leistung nicht weiter vorhalten“, so der Chefarzt. Die stark rückläufige stationäre Auslastung im Fachbereich Gynäkologie liegt zudem in der hohen Ambulantisierung sowie in der Reduzierung von Verweildauern bei stationären Aufenthalten begründet.
Angebot an stationären Leistungen
Im direkten Umfeld der Helios Klinik Freital halten zahlreiche Kliniken die Fachgebiete Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Kinder- und Jugendmedizin vor. Einrichtungen, wie das Universitätsklinikum Dresden (Gyn/Geb/Päd), das Städtische Klinikum Dresden (Gyn/Geb/Päd), das Krankenhaus St. Joseph-Stift Dresden (Gyn/Geb), das Diakonissenkrankenhaus Dresden (Gyn/Geb), das Elblandklinikum Meißen (Gyn/Geb/Päd), das Kreiskrankenhaus Freiberg (Gyn/Geb/Päd) sowie das Helios Klinikum Pirna (Gyn/Geb/Päd) sind nur wenige Kilometer entfernt.
Kinderklinik mit rückläufiger Belegung
Auch die Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin ist mit einem deutlichen Rückgang der stationären Nachfrage konfrontiert. Während der Fachbereich im Jahr 2019 noch 1.226 Fälle zu verzeichnen hatte, waren es im vergangenen Jahr nur noch 947.
Qualität und Mindestmengen
„Die Sicherheit unserer gynäkologischen Patientinnen, werdenden Mütter und kleinen Patient:innen steht bei uns an oberster Stelle. Bedauerlicherweise können wir diese auch wegen der uns selbst auferlegten hohen Qualitätsstandards in der Versorgung sowie gesetzlicher Vorgaben perspektivisch nicht aufrechterhalten“, erklärt Philipp Smolka, Klinikgeschäftsführer der Helios Klinik Freital.
Die derzeitige Größenordnung in der stationären Versorgung sind im Hinblick auf eine angemessene und längerfristig zu gewährleistende Sicherstellung der Versorgungsqualität kritisch. „Wir werden so nachhaltig unserem eigenen Anspruch an eine hochwertige medizinische Versorgung nicht mehr gerecht“, so der Klinikgeschäftsführer weiter. „Die bereits festgeschriebene G-BA-Mindestmengen-Regelung in der Mamma-Chirurgie sowie die diskutieren 500 Geburten als Mindestmenge in der Geburtshilfe sind für uns nicht erreichbar.“
Das wirkt sich auch auf die Attraktivität als Arbeitgeber und Ausbildungsstätte aus. Potenziell gesuchte Fachkräfte in den Disziplinen sind bei dieser Entwicklung meist nicht zu finden. Eine seit Jahren bestehende Kooperation zur Hebammenausbildung wurde aufgrund der geringen Anzahl an Geburten seitens der Ausbildungsstätte mittlerweile beendet.
Kooperation im Netzwerk – Konzentration in Pirna
Bereits in einigen Fachbereichen kooperiert die Helios Klinik Freital mit ihrer Partnerklinik im nur wenige Kilometer entfernten Pirna, so auch in den Abteilungen für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Pädiatrie. Die Chefärzte Dr. med. Fakher Ismaèel und Daniel Stadthaus sind bereits seit geraumer Zeit an beiden Standorten des Helios Clusters Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in der Verantwortung.
„Wir wissen um die Umstände in Freital und tun unser Bestes, hier nach wie vor im Rahmen unseres Netzwerkes für unsere gynäkologischen Patientinnen, werdenden Mütter und kleinen Patient:innen da zu sein. Ich freue mich, dass wir mit dem Helios Klinikum Pirna im Helios Netzwerk einen verlässlichen Partner an der Seite haben und hier das gesamte Spektrum der Gynäkologie, Geburtshilfe und Pädiatrie vorhalten“, sagt Dr. med. Fakher Ismaèel.
Künftig werden alle stationären Leistungen der Abteilungen für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Pädiatrie in Pirna zentralisiert. „Wir entsprechen damit auch der Zielsetzung des kommenden Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG), wonach der Fokus auf die Zentralisierung komplexer medizinischer Leistungen gelegt werden soll. Mit der Bündelung der Expertisen beider Standorte im Verbund unseres Clusters Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wird für unsere gynäkologischen Patientinnen, werdenden Mütter und kleinen Patient:innen die beste medizinische Versorgung erzielt“, sagt Philipp Smolka.
Personalveränderungen im Cluster
„Die Planungen sehen vor, dass wir die Abteilungen für Gynäkologie/Geburtshilfe und Pädiatrie zusammenführen und somit innerhalb des Clusters konzentrieren werden“, sagt Philipp Smolka. „Mit den, von den Umstrukturierungen betroffenen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehen wir ab heute in den Austausch. Für sie alle gibt es grundsätzlich die Möglichkeit der Weiterbeschäftigung in ihren jeweiligen Fachbereichen am Standort Pirna. Bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die aus persönlichen Gründen nicht nach Pirna wechseln können, prüfen wir alternative Beschäftigungsmöglichkeiten in anderen Abteilungen der Klinik Freital oder bei Bedarf im Helios Netzwerk. Wir werden alles daransetzen, die mit den Umstrukturierungen einhergehenden Personalveränderungen so gering wie möglich zu halten. Ich bedanke mich sehr herzlich bei den Kolleginnen und Kollegen für die vielen Jahre und bedauere sehr, dass wir die Angebote in Freital so nicht weiterführen können.“
Informationen zu Helios
Helios ist Europas führender privater Gesundheitsdienstleister mit 127.000 Mitarbeitenden. Zum Unternehmen gehören unter dem Dach der Holding Helios Health die Helios Gruppe in Deutschland sowie Quirónsalud in Spanien und Lateinamerika. Rund 26 Millionen Menschen entscheiden sich jährlich für eine medizinische Behandlung bei Helios. 2023 erzielte das Unternehmen einen Gesamtumsatz von mehr als 12 Milliarden Euro.
In Deutschland verfügt Helios über mehr als 80 Kliniken, rund 230 Medizinische Versorgungszentren (MVZ) mit etwa 600 kassenärztlichen Sitzen, sechs Präventionszentren und 27 arbeitsmedizinische Zentren. Jährlich werden in Deutschland rund 5,5 Millionen Menschen behandelt, davon mehr als 4 Millionen ambulant. Helios setzt seit seiner Gründung auf messbare, hohe medizinische Qualität sowie Transparenz der Daten und ist bei 88 Prozent der Qualitätsziele besser als der bundesweite Durchschnitt. In Deutschland beschäftigt Helios rund 78.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete 2023 einen Umsatz von rund 7,3 Milliarden Euro. Sitz der Unternehmenszentrale ist Berlin.
Quirónsalud betreibt 58 Kliniken, davon acht in Lateinamerika, über 100 ambulante Gesundheitszentren sowie rund 300 Einrichtungen für betriebliches Gesundheitsmanagement. Jährlich werden hier rund 20 Millionen Patient:innen behandelt, davon mehr als 19 Millionen ambulant. Quirónsalud beschäftigt 49.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete 2023 einen Umsatz von rund 4,8 Milliarden Euro.
Helios gehört zum Gesundheitskonzern Fresenius.
Pressekontakt:
Heike Klameth
Referentin Marketing, Kommunikation und Technologien
Telefon: 0351 646-6234
E-Mail: heike.klameth@helios-gesundheit.de